VSM-Jahresbericht 2024 | 2025

Montag, 5. Mai 2025 - 11:15

 

In Schiffbau und Meerestechnik blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurück, das geprägt war von einer guten Auftragslage und der Rückkehr zu stabileren Prozessen. Dies betrifft insbesondere die Lieferkettenstörungen und den Inflationsdruck der zurückliegenden Jahre, die im Schiffbau mit seinen langen Produktionszyklen besonders lange nachwirken. Während in Deutschland die öffentlichen Diskussionen von den großen Herausforderungen unserer Zeit geprägt sind, richten wir in Schiffbau und Meerestechnik den Blick nach vorne, denn wir sehen v.a. große Wachstumschancen.

Die deutsche Schiffbauindustrie hat jahrzehntelang Wettbewerbsverzerrungen getrotzt und durch Fokussierung auf high-end Segmente wie Kreuzfahrtschiffe, Großyachten, und Behördenfahrzeuge Schiffbau-Knowhow auf höchstem Niveau nicht nur erhalten, sondern weiter vorangetrieben und ausgebaut. Diese Marktsegmente verzeichneten auch 2024 eine gute Konjunktur, sodass auf eine stabile Auslastung und positive Umsatzentwicklung aufgebaut werden kann. Genauso setzt die Zulieferseite auf Top-Performance Produkte, die nicht nur anspruchsvollen Kunden im europäischen Binnenmarkt einfordern, sondern auch weltweit geschätzt werden.

Die geopolitischen Entwicklungen und die Veränderungen im globalen Wettbewerb stellen wichtige Industriebranchen in Deutschland vor wachsende Herausforderungen. Immer deutlicher wird, dass Deutschlands traditioneller ordnungspolitischer Ansatz unter den gegenwärtigen Verhältnissen keine geeigneten Antworten parat hält. Der russischen Kriegsmaschine, dem chinesischen Parteistaat und dem neuen amerikanischen Zoll-Fetischismus lässt sich allein mit marktwirtschaftlichen Konzepten nicht entgegentreten.

Das gilt in besonderer Weise für den Schiffbau, den China bereits 2005 als strategische Branche von zentraler Bedeutung für das Land erkannt hat und mit entsprechend hohem Mitteleinsatz fördert, und den Präsident Trump nun auch in Amerika wieder großartig machen will. Die Angriffe auf kritische Infrastruktur in unseren Meeren von Gaspipelines bis Unterseedatenkabel vervollständigen das Lagebild und sind weitere Belege für unsere maritime Achillesferse.

Vor diesem Hintergrund ist es von unschätzbarem Wert, dass wir unsere maritimen industriellen Fähigkeiten durch Innovationskraft und Unternehmertum auf Spitzenniveau haben erhalten können. Ein erfolgreiches ziviles Geschäft sorgt dabei nicht nur für Wohlstandseffekte, sondern stellt eine zwingend notwendige Säule für die Gewährleistung einer hohen Leistungsfähigkeit und Produktivität des Gesamtclusters dar. Im Marineschiffbau sind eine Fülle von spezifischen produktbezogenen wie auch beschaffungsbezogenen Themen zu adressieren. Eine effektive und kosteneffiziente industrielle Basis ist aber letztlich Voraussetzung für den Gesamterfolg.

Dabei wird die europäische Dimension eine wichtige Rolle spielen, denn im gemeinsamen Binnenmarkt besteht eine große Nachfrage, deren Rahmenbedingungen wir selbst, unabhängig von Dritten gestalten können. Deshalb verbinden wir große Erwartungen mit der europäischen Maritimen Industriestrategie, ein Vorhaben, das maßgeblich auf Betreiben der Bundesregierung in Kooperation mit den Niederlanden in das EU-Arbeitsprogramm geschrieben wurde. Im Kern wird es dabei um die Sicherung einer resilienten industriellen Basis gehen, die Europas technische Souveränität gewährleisten kann; denn die ist Voraussetzung für die vielbeschworene strategische Autonomie.

Die Stärkung der industriellen Produktion und der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie rücken auch in Berlin wieder stärker in den Fokus.

Die mit der alten Mehrheit des Deutschen Bundestages beschlossen Grundgesetzänderungen geben neue Handlungsspielräume und sendeten schon vor Abschluss der Koalitionsverhandlungen das Signal für einen neuen Aufbruch. Wir werden darauf achten, dass dieser Aufbruch auch für die maritime Industrie zu konkreten Ergebnissen führt – gemeinsam im VSM.