Schiffbauer fordern Umdenken

Montag, 28. Oktober 2019 - 14:15

 

Viareggio, Italien Oktober 2019: Seit mehr als einem Jahrzehnt leidet der globale Schiffbaumarkt unter Überkapazitäten und Preisverfall. Das starke Wachstum der ersten Dekade hatte zu gewaltigem Kapazitätsaufbau geführt. Mit Ausbruch der Lehman-Krise brach die Nachfrage nach Schiffen ein und hat bis heute nicht zur alten Dynamik zurückgefunden. Subventionen in Milliardenhöhe v.a. in Korea und China verhindern die Marktkorrektur und sichern das Überleben überschüssiger Kapazitäten. Immer wieder bieten einzelne Werften Schiffe weit unter den Produktionskosten an, um die Auslastung aufrechtzuhalten.

Das Ergebnis für die gesamte maritime Wirtschaft ist verheerend: Die Schifffahrt leidet unter zu vielen Schiffen, die Fracht- und Charterraten drücken. Die wichtigsten Schiffbaupreisindizes sind in den vergangenen 10 Jahren trotz kontinuierlichen Anstiegs der Produktionskosten um mehr als 30 % gesunken.

Wie selten zuvor waren sich die Topmanager aus Japan, Europa, China, Korea und den USA (JECKU) auf ihrem jährlichen Werftentreffen in diesen Punkten einig: Unter diesen Voraussetzungen könne die maritime Wirtschaft die gesellschaftliche Forderung nach emissionsfreier Schifffahrt nicht meistern.

Sie fordern deshalb in ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung endlich gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten, um diese Probleme zu lösen. Auch die Politik sei gefordert, die bestehenden Rahmenbedingungen für den Schiffbausektor zu überprüfen, die wesentlich zu den beschriebenen Phänomenen beigetragen hätten. Die europäische Schiffbauindustrie fordert seit Jahren ein internationales Abkommen, das faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellt. Spürbare Fortschritte konnten bisher nicht erzielt werden. Die Mechanismen der WTO seien für den Sektor ungeeignet, da Schiffe nicht im herkömmlichen Sinne importiert werden. Von den derzeitigen Anstrengungen um eine WTO-Reform erwarten die Schiffbauer wenig, weil das eigentliche Problem, schädliches Preisverhalten, nicht auf der Agenda steht.

Deutsche Werften haben sich nach der Lehman-Krise aufgrund der Marktverzerrungen in den Volumenmärkten nicht halten können. Ihre Strategie, sich auf Nischenmärkte zu konzentrieren, hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Sie fürchten nun jedoch Nachahmer, die wiederum hoch subventioniert auch die Nischenmärkte ebenfalls in den Abgrund ziehen könnten. Das Marktumfeld belastet zudem die deutsche Zulieferindustrie in Teilen erheblich.

An dem 28. JECKU Top Executive Meeting nahmen 83 Spitzenvertreter zahlreicher Großwerften wie Hyundai, Samsung, Daewoo, Mitsubishi, Kawasaki, CSSC oder CSIC teil. Deutschland wurde von Bernard Meyer (Meyer Werft) sowie der VSM-Geschäftsführung vertreten. Hinzu kamen Kollegen namhafter europäischer Werften wie Fincantieri oder Damen Shipyards.

Der Wortlaut der Abschlusserklärung ist beigefügt.